Kürzlich gab es im Außenwirtschaftsausschuss der Industrie- und Handelskammer eine intensive Diskussion über den TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership), an der ich mich beteiligte. Ausgangspunkt war die Ansicht, dass die Medien über TTIP schlecht und sachlich unqualifiziert berichtet hätten und daher die Hauptschuld am Kommunikationsdesaster tragen würden.
Diesen Standpunkt teilte und teile ich nicht. Denn wenn ich als EU-Verhandlungsgruppe um die möglichen Einschränkungen der berichtenden Zunft und die daraus resultierenden Kommunikationsrisiken weiß, muss ich mich meine Informationspolitik darauf einstellen. Aus diesem Gedanken heraus lässt sich argumentieren, dass der Raum für Spekulationen über angebliche Geheimverhandlungen, Eigeninteressen der Verhandler, also schlicht deren Unprofessionalität selbst verschuldet ist.
Im Kern handelt es sich dann um mangelndes Vertrauen in die Kompetenz der EU-Verhandler. Denn wer schon die Informationspolitik nicht professionell betreibt, der hat vielleicht auch andere Aspekte der Verhandlung nicht im Blick. Bestärkt wird dieser Eindruck in der Öffentlichkeit zusätzlich durch das (vermeintlich?) unprofessionelle Verhalten der EU-Außenbeauftragten samt ihres Diplomatencorps während der Ukrainekrise. So entsteht in den Köpfen der EU-Bürger schnell ein Bild der hochbezahlten Gurkentruppe.
Nun haben wir neben einer (vermeintlichen?) Gurkentruppe auch noch die Assoziation TTIP = Chlor-Hühnchen verankert. So wird ein hochkomplexer Vorgang einfach verarbeitbar. Und wenn sich daran etwas ändern soll – und das sollte es meiner Meinung nach dringend – dann braucht es vertrauensbildende Maßnahmen. Im Fall des EU-Verhandlungsteams also beispielsweise die Vorstellung der handelnden Personen. Wer ist das? Welche Rolle übernimmt er/sie in den Verhandlungen? Welche Erfahrung qualifiziert ihn/sie dazu? Und, und, und.
Vertrauen entsteht durch wiederholt wahrgenommene und erfahrene Transparenz. Will die EU von ihren Bürgern als kompetente, handlungsfähige Staatengemeinschaft wahrgenommen werden, dann braucht es vor allem eines: Vertrauensbildende, transparente Kommunikation. Die Verhandlungen zum TTIP sind eine erstklassige Chance dafür.
[gh, 25.8.2014]
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