Nichts ahnend gehe ich durch die Fußgängerzone, als mir plötzlich ein „Mönch“ (seine Worte) zwei Bücher in die Hand drückt. Auf meine Frage, was diese Bücher seiner Meinung nach mit mir zu tun hätten, antwortet er, sie seien ganz wertvoll: altes Wissen, Indien, Spiritualität, … Schon erklärt er mir, dass er mir diese wertvollen Bücher schenkt. Für dieses Geschenk soll ich mich erkenntlich zeigen, indem ich eine Spende für die Druckkosten leiste. Schönes „Geschenk“, das eine Gegenleistung einfordert, da habe ich doch ein anderes Verständnis vom Schenken.
„Warum soll ich das entscheiden, ist das jetzt wirklich MEIN Problem?“, überlege ich. Nun, zunächst ist es seine Entscheidung, mich „be-Glück-en“ zu wollen.
Also drehe ich spontan den Spieß um und erkläre dem Mönch, dass ich ihm danke, dass er mir diese wertvollen Bücher andient, er jetzt aber NICHTS von mir bekommen wird. Es sei nun an ihm zu entscheiden, ob er mir dennoch die Bücher geben will – OHNE Gegenleistung.
Ob ich die Bücher denn haben wolle? „Das weiß ich nicht, ich weiß ja nicht einmal, was darin steht.“ Um zu wissen, ob seine Bücher wertvoll für mein Leben sind, müsste ich sie ja erst lesen, sage ich ihm. Nur er kenne den Inhalt, und es sei allein seine Entscheidung, ob er sie mir geben will. Wenn er der Ansicht sei, dass sie für mich gut sind, darf er das tun. „Aber eine Gegenleistung bekommen Sie nicht.“
Na, wie wichtig ist es ihm, mich zu seinem Weg zum Glück einzuladen? Seine Entscheidung. Uuh, ich konnte ihm das innere Ringen förmlich ansehen. Irgendwann tat er mir fast schon leid. Aber er hat schließlich damit angefangen, nicht ich.
Offenbar ist die Weitergabe der frohen Botschaft doch einigermaßen wichtig für ihn, denn schließlich gehe ich mit den beiden Büchern weiter. Nachdem er sich durchgerungen hatte, haben wir uns darauf verständigt, dass ich mich erkenntlich zeigen werde, wenn ich feststelle, dass mir die Bücher gefallen. Wenn ich sie lese.
Sofern ich sie lese.
Meine Entscheidung.
Übrigens, falls Sie mir mal auf diese Art etwas „schenken“ wollen: Lassen Sie es. Ich kann korrumpierendes Verhalten nicht leiden.
[kh, 20.11.2015]
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